The Presidents Of The United States Of America
Love Everybody
Text: Ferdinand Laudage / Patrick Großmann
Lange hat es gedauert, nun geben die Presidents doch wieder ein Lebenszeichen von sich und sorgen erneut für mehr als nur ein Schmunzeln. Als 1995 ihr Erstwerk erschien, sah die Presse in dem Trio aus Seattle schon die neuen Götter der Alternative-Welt: Rotzfrech und mit einer gehörigen Portion Selbstironie, musikalisch irgendwo zwischen Grunge und Punk, jedoch niemals vor Country- oder Blueseinflüssen zurückschreckend. Daran hat sich bis heute wenig geändert: Mit “Love Everybody” bleiben die PUSA ihrem Stil treu und versuchen mit einfachen Melodien und unsinnigen Texten zu punkten, zwingen wie in alten Zeiten zum Mitsummen und Lachen. Wie gewohnt stehen der zweisaitige Bass und die dreisaitige Gitarre im Vordergrund, unterstützt von Keyboard-Tönen (“Surf’s Down”) oder der fast wehmütig klingenden Mundharmonika (“Highway Forever”). Und auch diesmal sucht man vergeblich nach einem Raster, in das die Band passen könnte. Leadsänger Chris Ballew beweist mal wieder, was für ein herausragender Entertainer er ist und dass seine 14 Songs allesamt mit Ohrwurmcharakter ausgestattet sind. Hierzulande gibt es sogar noch vier Bonustracks zu hören, unter anderem ein Cover des Sex-Pistols-Songs “Problems”. Eines steht jedenfalls fest: Wer die Jungs ernst nimmt, dem ist nicht mehr zu helfen. Wiederwahl dringend empfohlen.
9/12 Ferdinand Laudage
Nicht genug, dass uns die reale US-Administration auf den Zeiger geht – jetzt muss auch noch das Collegerock-Altenteil ran. Das eigentliche Ärgernis des ohne Vorwarnung über uns gekommenen fünften Albums der drei Spaßkanonen ist dabei nicht einmal die Musik. Selbige grinst zumindest in Songs wie dem Lichtblick “Some Postman” fast so energetisch und verspielt um die Ecke wie ehedem. Was echte Bauchschmerzen hervorruft, ist vielmehr die Penetranz, mit der hier eineMythos von drei Typen gemolken wird, die längst nur noch einem Hobby nachgehen, mit dem sich nebenbei ein paar Extra-Kröten verdienen lassen. Wo das kurzweilige “Freaked Out And Small” vor vier Jahren dank bissigem Sarkasmus noch so durchflutschte, wirkt der Presidents-Versuch, im Terrain der ins ernsthafte Fach entfleuchten Blink-182 zu wildern, bloß noch peinlich. 2005 ist nurmehr ein schiefes Grinsen übrig, das nach aktuellen Punkpop-Trends schielt, ohne wirklich anzustecken. “Zero Friction”, ganz recht. Spätestens ab dem ernüchternd einfallslos bollernden “Poke And Destroy” reiht sich Ausschussware an Standard-Wendung an “Ich bin derart egal, dass es schon wehtut”-Kunsthandwerk. Aufgemerkt, die Herren Dederer, Ballew, Finn: Retirement is an option! Den Rest besorgt die Jugend besser. Und jetzt: Ruhe, bitte.
4/12 Patrick Großmann
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