Das einzige, was an der dritten Promise Ring-Platte noch genuin emo im Wortsinne ist, ist das Label. Und selbst das erscheint irgendwie unpassend und wie ein kleines Wunder in Zeiten, wo sich Major-A&Rs in den Staaten die Hornbrille aufsetzen und jedem, der Mann ist und seine Gefühle zeigen kann, einen unterschriftsreifen Vertrag plus Kleenex-Endorsementdeal vorlegen – Promise Ring waren schließlich unter all den Flüsterpost-Stars in Emohausen schon immer die massentauglichsten. Von daher scheint die Entwicklung der Band fast logisch: Weg mit den Feigenblatt-Kanten, die nur den Blick auf des Pudels Kern verbergen, und her mit diesem naiv-netten dreiminütigen Etwas, das eigentlich Pop heißt, meist jedoch mit Zusätzen wie Indie-, Gitarren- oder Post-Emo- versehen wird. Promise Ring verstehen sich einfach meisterhaft auf das Kunststück, sich einzuschmeicheln, ohne je aufdringlich oder plump zu werden. Very Emergency ist voll von unscharf fokussierten Momentaufnahmen, die herrlich charmant das kleine Leben um die Ecke portraitieren und brav ihre Beiträge in den Lemonheads-, Hüsker Dü- und Pixies-Rentenfonds einzahlen. Wenn man der Band noch etwas Zeit gibt, die Trefferquote ihrer Alben von 80 auf 100% zu erhöhen, werden sich Weezer ganz schön wundern, wenn sie aus ihrem Winterschlaf aufwachen, und auf ihrem Thron vier Jungs aus Milwaukee sitzen. Ein spektakulär unspektakuläres Album.