The Psychedelic Furs
Made Of Rain
Text: André Bosse / Jan Schwarzkamp
“Made Of Rain” ist das gelungene Comeback der Post-Punks nach fast 30 Jahren Pause. Eine Platte haben die Psychedelic Furs versaut: Mit “Midnight To Midnight” wollten die britischen Post-Punks 1987 an Pop andocken – und erlitten Schiffbruch. Ansonsten ist ihre Diskografie makellos: Zunächst klangen sie wie Bowie, wenn er Punk statt Pop inhaliert hätte, später gelangen der Band auch Wave und Britpop. Anfang der 90er legte Sänger Richard Butler die Gruppe auf Eis, nun sind sie wieder da: “Made Of Rain” ist das erste Album nach fast drei Jahrzehnten. Es beginnt behäbig: “The Boy Who Invented Rock’n’Roll” soll eine große Erzählung sein, klingt aber bleiern. Danach gewinnt das Album aber an Fahrt: “Don’t Believe” besitzt die Energie, die diese Band in ihren besten Momenten ausstrahlt. Aus Gitarrenwänden und nervösen Rhythmen dringt eine große Portion Pop nach außen. Da wird klar, warum Leute wie Michael Stipe oder Dave Grohl, die ebenfalls Hits und Eigenwilligkeit zu verbinden wissen, die Band lieben. Ein Extralob geht an Sänger Richard Butler. Klang der Mann mit Anfang 20 schon so, als habe ein 60-Jähriger den Wodka von
Schmirgelpapier geschlürft, klingt sein Gesang heute dem Alter angemessen: 64 Jahre ist er gerade geworden – und steht auf dem Zenit seines Könnens.
André Bosse 8/12
Nach unfassbaren 29 Jahren Albumpause kehren die Psychedelic Furs zurück. Hätten sie nicht gemusst. Es ist bemerkenswert, wenn eine Band fast drei Jahrzehnte nach dem bislang letzten Album und vier nach ihrem Debüt eine Platte veröffentlicht, die ihren Fans herrliche Nostalgie liefert und ein seliges Lächeln aufs Gesicht zaubert, weil sie sich wieder fallen lassen können in wohlig-düsteren Wave-Britpop. Wer an die Band damals unbedarft ran ging und sich von ihrem Namen irritieren ließ, wurde enttäuscht, denn an diesen Furs war leider gar nichts psychedelisch. Und stellte dabei
fest, dass einen ihr waviger Post-Punk komplett kalt lassen konnte. Sister Europe? Egal. Pretty In Pink? Der Film mit Molly Ringwald war nett. Nun also das Comeback mit “Made Of Rain”? Kann einfach ignoriert werden. Wer bisher nicht mit der Band warm wurde, wird es auch diesmal nicht. Das Album ist glatt, poliert und ästhetisiert, zu dick aufgetragen und mit längst angestaubten Effekten auf vermeintlich modern getrimmt. Im Hintergrund würde das nicht weiter stören, aber dann drängt sich immer wieder ein aus den 80ern herübergerettetes Saxofon auf. Tiefpunkt ist aber das elendige “Come All Ye Faithful”, in dem Frontmann Richard Butler unangenehm eindringlich banale Zeilen auf dem Elektro-Jahrmarkt nölt. Schauderhaft.
Jan Schwarzkamp 4/12