Jetzt ist es wieder passiert. Die Achtziger haben die nächste Band eingeholt, im Eiltempo gewissermaßen, denn seit dem Debüt von The Radio Dept. sind keine zwei Jahre vergangen. Hielt “Lesser Matters” noch Schritt mit dem, was 2004 unter dem Etikett “cleverer Postrock” lief, möchte sich “Pet Grief” nicht ganz vom Vorgänger lösen, ihn produktionstechnisch aber ein gutes Jahrzehnt unterbieten. Der schwedische Kunstzirkel The Radio Dept. (man hört: für Film, Fotografie und Malerei fehlt immer mehr die Zeit) muss reichlich Synthie-Pop gehört haben, während das zweite Album Form annahm. Frühe New Order und mittelalte Pet Shop Boys, circa. Jetzt wabern ihre Stücke durch meterdicken Hall oder pochen auf Elektrobeats, besser: -taktschlägen, die The Radio Dept. nur einer sperrholzverkleideten Heimorgel mit bunten Knöpfen und Kellermuff dran entlockt haben können. Leichter gemacht haben sie es uns trotzdem nicht. Vieles, was in einem bündigen Song hätte enden können, ist im Stadium der Skizze stecken geblieben – ein Dilemma, das der Postrock gerne mit dem Argument kaschiert, dass es ihm doch um die Atmosphäre ginge, nicht um Hits. Was wiederum kaum etwas dran ändert, dass die meisten Tracks auf “Pet Grief” nicht recht wissen, wohin sie mit sich sollen. Das Album bleibt ein in sich stimmiges, bis in die letzte Konsequenz: Kaum im Ohr, schon wieder futsch.
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Lesser Matters
VÖ: 16.08.2004