Wer sagt da noch, die Residents wären Avantgarde? Hier kommt eins der schönsten Pop-Alben des Jahres.
Seit nunmehr dreißig Jahren kreuzen die anonymen Augapfelköpfe durch alle Fahrwasser experimenteller Klanggestaltung. Auf ihrem neuen Album, so scheint es, wollen sie einfach mal Luft holen. Wenn sie in früheren Zeiten Schritte in Richtung Kommerz wagten, haftete diesen stets ein Hauch des Snobismus an: Die Visionäre der Postmoderne begaben sich in die Niederungen des Pop, doch im Hintergrund winkte stets das Konzept. Sicher ist auch die neue Platte ein Konzeptalbum, doch gehen sie mit diesem viel unaufdringlicher um. Die Songs klingen wirklich wie Lieder, nicht wie Bausätze aus dem Pop-Bastelkasten für Computer-Freaks. Manche Songs haben einen geradezu sakral hymnischen Charakter. Wie schon auf ihrer letzten Tour, auf der sie das Eyeball-Image gegen das Outfit virtueller Ameisen austauschten, ist schwer auszumachen, ob die Residents mit ihrer Identität brechen oder selbige fortschreiben. Tanzen die einsamen Dämonen einen Totentanz auf die alten Residents, auf dass die neuen leben mögen? Geblieben ist ihre ureigene Mischung von Pathos und Understatement. “Demons Dance Alone” ist vielleicht das am wenigsten sperrige Album, das die Residents je gemacht haben. Im Handumdrehen gewöhnt man sich an die einschmeichelnden Songs, ertappt sich gar beim Mitsingen. Letzten Endes haben sie auf diesem Album in seiner ungewohnten Geschmeidigkeit mehr mit dem runderneuerten Moby gemein als mit der eigenen Historie. Und das tut ihnen gut.
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