Wer als Band heute auf sich aufmerksam machen will, muss sich etwas einfallen lassen. Einen ungewöhnlichen Look vielleicht. Oder das Mischen von zwei Musikstilen, die eigentlich nicht gemischt werden wollen. Manchmal hilft auch einen große Klappe. The Rifles brauchen das alles nicht. Denn die Band aus London hat etwas, das viel mehr wert ist: Perfekte Hooks. Schon ihre ersten beiden Alben waren voll von Melodien, die so britisch klangen, als wären sie in Earl Grey getränkt. So fröhlich und verspielt wie auf ihrem dritten, im Studio von Paul Weller aufgenommenen Album Freedom Run klangen The Rifles allerdings noch nie. Dafür musste sich das Quartett erst halbieren: Von der ursprünglichen Besetzung sind nur noch Sänger Joel Stoker und Gitarrist Luke Crowther übrig. Zusammen haben sie den Sound der Band runderneuert. War ihr Debüt noch von Bands wie The Jam inspiriert, erinnert Freedom Run nun an die 60er. Love Is A Key könnte auch als verschollener Beatles-Song durchgehen, und das fast siebenminütige psychedelische Little Boy Blue (Human Needs) riecht nach Räucherstäbchen. Der Song Sweetest Thing hingegen, bei dem erstmals Crowther die Lead-Vocals übernimmt, ist das sehnsüchtigste Stück auf der Platte, und Tangled Up In Love mit seinen pompösen Streicherarrangements der schönste. Wobei – eigentlich ist es Quatsch, hier einzelne Stücke hervorzuheben, denn glücklich macht jeder Song. Sollten The Rifles sich eines Tages auflösen, ich würde ihnen jeden Monat fünf Euro überweisen, wenn ich im Tausch dafür einen Song bekomme.
weitere Platten
Big Life
VÖ: 19.08.2016
None The Wiser
VÖ: 17.01.2014
Great Escape
VÖ: 30.01.2009
No Love Lost
VÖ: 14.07.2006