Der Trick der Ruby Suns war bisher, dass sie vordergründig wie eine Gitarrenpopband mit 365 Sonnentagen pro Jahr klangen, aber ein komplexes und einflussreiches Soundverständnis offenbarten, wenn man ihre Lieder mal mit in den Schatten nahm. Irgendwas Abseitiges hat bei ihnen noch jedes Mal den Ohrwurm platt getreten, und so ist man auch drei Jahre nach “Sea Lion” noch gar nicht fertig mit der zweiten Ruby-Suns-Platte, obwohl man ursprünglich dachte, die Band nach dem ersten Hören des ersten Songs begriffen zu haben. “Fight Softly” trägt nun weder zur Lösung noch zur Verkomplizierung des Rätsels bei: Es ist eine neue und vor allem sehr andere Ruby-Suns-Platte, eine, auf der noch immer die Sonne brennt, aber die Band ein bisschen mürbe wird deshalb.
Tribaldrums langen fester zu, Saiteninstrumente werden in weitgehend unbedeutende Nebenrollen strafversetzt, und The Ruby Suns parken auf dem freigeräumten Platz einen Fuhrpark aus Synthesizern, aus dem sie Tropicana-Beats, Chill-Wave-Seligkeit und einen Hauch von Ballermann-Techno herausholen, ohne sich dabei auf eine Stoßrichtung zu versteifen. Der größte Unterschied zu “Sea Lion” ist deshalb auch nicht diese Verschiebung der Spielplätze und -geräte, sondern eine neue, unterschwellige Aufmüpfigkeit in ihren Songs, die sich natürlich schon durch den Albumtitel wieder selbst relativiert. The Ruby Suns können ihren Mann stehen, das aber nur in einer Kissenschlacht. Sie hauen einem erst aufs Auge und tupfen dann das Blut ab. Mit Wattebäuschen. Die ganz Harten unter den Weicheiern.
Artverwandte
El Guincho – “Alegranza”
High Places – “High Places vs. Mankind”
Yeasayer – “All Hour Cymbals”
weitere Platten
Sprite Fountain
VÖ: 07.07.2017
dto.
VÖ: 05.01.2007