Ähnlich wie früher Conor Oberst packen auch The Rural Alberta Advantage ihre Songs mit begrenzten Möglichkeiten an, und ähnlich wie die ehemalige Lebensversicherung ihres Labels gleichen sie diesen Mangel in den Randdisziplinen des RocknRoll aus, auf die einen keine Musikschule vorbereiten kann. Ihr Drumcomputer wurde eher notdürftig auf Autopilot programmiert, ihre Gitarren verkratzen unnötig grob das Gesamtbild, Sänger Nils Edenloff singt so quengelig durch seine Nasenlöcher, dass man ihm was von Ratiopharm besorgen will, und einen Bassisten haben The Rural Alberta Advantage auch nicht. Schönspieler spielen also in anderen Bands – diese hier kommt von dort, wo es wehtut, und das hat man auch verstanden, wenn The Ballad Of The RAA fertig ist mit einem. Der Song ist nicht besonders hart oder laut, und abgesehen von einem Schlagzeug, das mit jeder Strophe weiter ausholt, ist er auch nicht sehr clever. Das Gefühl, dass einem gerade was ins Gesicht gesprungen und da kleben geblieben ist, das kriegt er aber rübergebracht, und das ist auch das Wichtigste, was man über Hometowns und die Soziologie-Punks im Geiste wissen muss, die es geschrieben haben. Weil The Rural Alberta Advantage aber doch noch anfangen, mit Synthies, Streichern und Trompeten zu hantieren und dabei aussehen wie Yves Eigenrauch, dem plötzlich ein Hackentrick nach dem anderen gelingt, will man Hometowns auch zum zehnten, elften und zwölften Mal hören. Es lohnt sich – denn Edenloff biegt mit seiner Stimme um Melodiekurven, die weniger couragierte Bands erst erkennen, wenn sie aus dem Straßengraben gekratzt werden.
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