Womit Wicky sich deutlich absetzt von seiner lärmenden Hauptband Favez, die man unter anderem ja immer dafür schätzte, dass sie in ihren Songs gern neue Pfade beschreiten. Das nach dem mittlerweile sieben Jahre alten Sad-Riders-Debüt zweite Album seiner Nebenbeschäftigung setzt stattdessen auf größtmögliche Traditionsverbundenheit: Country, Americana, Folk und Singer/Songwriter in dermaßen reiner Kultur, dass die Songs zugleich zeitlos und retro klingen. Das Hauptaugenmerk der 13 vielseitigen und doch in sich stimmigen Songs liegt auf dem Handwerk rund und perfekt geschriebener Songs mit amerikanisch-traditioneller Prägung. Da wird Country-mäßig geshufflet, als seien Texas Lightning plötzlich eine ernst zu nehmende Band, während einen Song weiter die ganz große Gefühlskeule ausgepackt und eine schmachtende Ballade gestreichelt wird, als wollte Wicky jeden weiblichen Rockfan Zentraleuropas ins Bett bekommen. In ebenjenen Songwriter-Momenten mit Streichern und Pianos ist In The End We Always Win auch fraglos am besten, denn Songs schreiben, das kann Wicky. Die Old-School-Country-Momente hingegen sind zwar hübsch und auch solide eingespielt, aber gehört hat man derlei Melodien und Akkordfolgen einfach zu häufig, als dass sie noch einen Folkfan hinter dem Ofen hervorlocken könnten. Woran man sieht: Zu viel Tradition ist auch wieder nicht gut. Man vermisst dabei das Junge, Dynamische, Popkulturelle, das selbst einem derart um klassische Schönheit bemühten Album gut zu Gesicht stünde.
weitere Platten
Lay Your Head On The Soft Rock
VÖ: 30.06.2003