Rock-Soziologen sprechen vom Phänomen der diskursiven Verdichtung in Richtung Proberaum: Während neue Alben von The Sea And Cake in Bundesligastadion oder Ballermann-Kneipe die Relevanz eines Schmetterlingsflügelschlags haben, sorgen die neuen Songs der Veteranen aus Chicago in Kellern, wo die schlauen Bands üben, für lange Diskussionen. Seit ihrem Debüt aus dem Jahr 1994 fragt man sich dort: Wie haben sie das nun wieder gemacht? Und wohin wird sie ihr Weg danach führen? Nun gibt es ein Jubiläum zu feiern: “Runner” ist das zehnte Album der Band um Sänger Sam Prekop, in der mit John McEntire (Schlagzeug) und Archer Prewitt (Gitarre) zwei Große des Indie- und Postrock spielen. Nachdem die Band schon auf dem guten Vorgänger “The Moonlight Butterfly” mit Computerklängen experimentiert hatte, veränderte Prekop für “Runner” sein Songwriting: Statt auf der Gitarre nach luftigen Akkordfolgen zu suchen, programmierte er in seinem Heimstudio wabernde Texturen, aus denen er dann Melodien herausfilterte. So entstand ein Song wie “Harps”, dessen schwerelose Melodie an die elektronischen Versuche von Belle & Sebastian erinnert. Exzellent ist auch “The Invitations”: Das Stück klingt zwei Minuten lang wie eine zerschossene Version von “Chariots Of Fire”, dann mischt sich die Band ein und entführt den Song auf eine Cocktail-Party, wo die Schönen zwar nicht reich, aber guten Herzens sind. The Sea And Cake erfinden sich kurz vor ihrem 20. Geburtstag also tatsächlich neu. Wenn auch nicht komplett: Freunde der alten Platten finden mit “On And On” oder “Neighbors And Township” ebenfalls Favoriten.
weitere Platten
Any Day
VÖ: 11.05.2018
The Moonlight Butterfly
VÖ: 13.05.2011
Car Alarm
VÖ: 17.10.2008
One Bedroom
VÖ: 20.01.2003
Oui
VÖ: 02.10.2000
The Biz
VÖ: 30.11.1999
The Fawn
VÖ: 01.01.1900