The Sea And Cake
The Moonlight Butterfly
Text: André Bosse
The Sea & Cake waren zuletzt mit Broken Social Scene auf Tour. Irgendwie logisch, schließlich sang Sam Prekop auf dem vielleicht besten Song der Forgiveness Rock Record, Romance To The Grave. Zudem interessieren sich beide Bands für Konzepte und Strukturen abseits der üblichen Schemata. Für Postrock also. Doch während Broken Social Scene mit Fäusten und Fackeln für Romanik und Liebe kämpfen, ziehen sich The Sea & Cake in ihren eleganten weißen Bungalow zurück und schauen entspannt zu, wie die Nachbarn die Mauern einreißen. Auf ihrer 2008er Platte Car Alarm gaben sich die Pioniere der durchdachten Rockmusik zuletzt etwas zupackender, The Moonlight Butterfly schwebt nun wieder. Wer nicht genau zuhört oder ausschließlich Freude am Rabaukentum hat, wird diese Musik als harmlos abtun. Stimmt schon, keiner dieser Songs kann etwas kaputt machen. Da aber schon genug in Trümmern liegt, ist es ein besonderes Vergnügen, diesen Herren dabei zuzuhören, wie sie Dinge zusammenfügen: Elektronik und E-Gitarren, Melancholie und Tempo, Latin und Minimal-Techno. Sänger Sam Prekop mag es auf seinen Platten wortreich, hat sich aber auf The Moonlight Butterfly stellenweise fürs Schweigen entschieden – und über das Verfassen von Texten auf der Suche nach Melodien einen hervorragenden Song geschrieben: Nach exakt drei Minuten Lyirc (das ideale Popsong-Format) zieht sich der Sänger zurück, und die Band übernimmt: John McEntire spielt einen seiner Beats, für den man eigentlich sechs Hände braucht, Gitarrist Archer Prewitt legt schönste Miniaturen darüber, Prekop selbst verzieht sich an seine neue Liebe, einen analogen Synthesizer. Nur sechs Songs haben The Sea & Cake für diese Platte rausgelassen. Doch warum bei dieser Qualität undankbar sein?