Nicht erst seit Liquido weiß man, daß deutscher Alternative-Pop hoffähig wird, und das nicht nur in Bezug auf die kommerzielle Breitenakzeptanz. Denn eben diese ist schlußendlich ja nichts anderes als die logische Konsequenz aus der Tatsache, daß sich auch die sonst so Deutschland-scheuen Majorlabels – wie in diesem Fall der Sony-Ableger Double T – für die hiesige Musikszene zu interessieren beginnen. Und im Zuge dessen erhalten endlich auch einmal Bands eine Chance auf Gehör, die schon seit Jahren im Untergrund aktiv sind und ihren Glauben an den Erfolg von guter, authentischer Popmusik nie verloren haben. Eine dieser Bands ist Seesaw aus Frankfurt, die bereits vor knapp drei Jahren mit ihrer Demo-CD Gas Food Lodging für anerkennende Respektbekundungen innerhalb der VISIONS-Redaktion sorgte. Und das nun vorliegende offizielle Debüt enttäuscht ebenfalls in keiner Weise: Sie überzeugen den Schöngeist mit dem Pop-Appeal von Naked Lunch, vermeiden es dabei jedoch gekonnt, deren latente Beliebigkeit zu adaptieren. Sie bestechen den erdigen Rocker mit der Schmissigkeit von Pyogenesis, ohne dabei an Wohlklang einzubüßen. Sie treffen, wie beispielsweise Readymade, den Nerv des Harmoniebedürftigen, ohne dabei in eine zu verkitschte Schmalzigkeit abzudriften. Und sie halten soundtechnische Exkursionen parat, die den Anhängern Notwistscher Sphärigkeit definitiv zusagen dürften – den Weilheim-Produzenten O.L.A.F. Opal und Mario Thaler sei Dank. Insgesamt ist Blue Lava Style eines der bislang überzeugendsten Indie-Pop-Veröffentlichungen heimischer Gefilde.