Erstaunlich ist es allemal: Während die bisherigen Shins-Alben weitaus schneller aufeinander folgten und sich trotzdem eindeutiger voneinander unterschieden, markiert “Port Of Morrow” nach einem halben Jahrzehnt Funkstille zum ersten Mal so etwas wie Stagnation bei den Shins. Die lange Pause, in der sich Mercer im Privatleben als Familienvater mit ausgeprägten Handwerkstrieben neu erfunden hat, führte ebenso wenig zu einem stilistischen Richtungswechsel wie sein Nebenprojekt Broken Bells mit dem so hochdotierten wie -talentierten Black-Music-Strategen Danger Mouse. Und wenn es schon nicht Mercers persönliche oder musikalische Herausforderungen der letzten Jahre waren, so hätte zumindest das grunderneuerte Line-up seiner Band ein anderes, überraschenderes Shins-Albums erwarten lassen. Bis auf Mercer selbst ist von früher nämlich keiner mehr dabei. Hört man nur nicht, was den ohnehin bestehenden Verdacht nachträglich erhärtet: The Shins waren schon immer die gut getarnte Ego-AG ihres Frontmanns.
Vor diesem Hintergrund sollte man dann auch aufhören zu jammern, dass sich Port Of Morrow drei Stücke zeit lässt, bis mit Mercers Falsettgesang im etwas hüftsteifen Its Only Life der erste Anflug von Innovation aufblitzt. Am Ende ist auch eine Shins-Fingerübung wie Simple Song grob geschätzten 80 Prozent aller amerikanischen Indierock-Nummern überlegen. Und wem die Tatsache wirklich zu wenig ist, diese Nicht-Band-Band überhaupt erst mal zurück zu haben, der findet mit etwas Hartnäckigkeit charmante neue Nuancen auf Port Of Morrow, wie den Tango-Twist von “Bait And Switch”, die 70s-inspirierten Westcoast-Pop-Anleihen in “40 Mark Strasse” oder die verwunschene Atmosphäre des Titelstücks. Die größten Veränderungen haben die Shins allerdings im Hinblick auf die Texte durchlaufen. Wenn Mercer Zeilen singt wie “I know my place amongst the bugs and all the animals”, spricht daraus nicht mehr derselbe jugendliche Leichtsinn, der ein Album wie “Oh, Inverted World” so liebenswürdig naiv erscheinen ließ.
Trotzdem hat man es bei Mercers Gedanken auf “Port Of Morrow” eher mit dem Realismus eines verantwortungsbewussten jungen Vaters zu tun als mit der Schwarzseherei eines Mannes in der Midlife Crisis. Er habe Vergänglichkeit als Lebensprinzip akzeptiert, sagte Mercer neulich in einem Interview, aber nicht als Leitmotiv für seine Musik. Beruhigend zu wissen, gerade bei den Shins.
weitere Platten
The Worms Heart
VÖ: 19.01.2018
Heartworms
VÖ: 10.03.2017
Wincing The Night Away
VÖ: 26.01.2007
Chutes Too Narrow
VÖ: 01.03.2004
Oh, Inverted World
VÖ: 19.06.2001