The Shocker
Up Your Ass Tray - The Full Length
Text: Nils Klein
Rrriot, Rrriot, Rrriot! Nach dem ersten Durchlauf von “Up Your Ass Tray” glaubt man an trotzige Schlüsselkinder, die Eltern und Geschwistern den ausgestreckten Mittelfinger während der Sonntagspredigt präsentieren wollen. Die mitten in der Pubertät versackten Stiefschwestern der Donnas. Mit den Shockers meldet sich aber eine alte Bekannte zurück: Jennifer ‘Precious’ Finch, ehemals Bassistin bei L7, ist wieder da und sucht anscheinend Ärger. Das fängt beim Bandnamen an: ‘Shocker’ ist Slang und bezeichnet den ‘Hand-Job’ für das weibliche Geschlecht; das Bandlogo kann für zart besaitete Gemüter als wenig subtile Anleitung herhalten. Sittenwächter und Moralapostel dürfen da wieder über den Verfall des Wertesystems wehklagen, während die Band sich ins Fäustchen lacht. Dass genau diese Menschen beim Sinnieren über die Welt als solches dazu nicht gerade die eher leidlich geratene Coverversion von “Bodycount” in ihrem CD-Player rotieren lassen werden, davon ist auszugehen. Was für alle anderen nach Abzug der (vermeintlich aufgesetzten) Provokation dank Songtiteln wie “Smoke Rings (Up Your Ass Tray)” oder “Bad Brain Good Head” übrig bleibt, ist eine L.A.-style Punk Band, die ihre Interpretation der Altvorderen wie den Adolescents zum Besten gibt. Schwerwiegendes Manko ist jedoch, dass man nur allzu oft das perfekt getimte Song-Ende verpasst, da hätten einige Songs schon das Potential gehabt, knackiger ausfallen zu können. Irgendwo merkt man, dass “Up Your Ass Tray – The Full Length” eine aufgebohrte EP ist.