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    The Sleeping Souls
    Just Before The World Starts Burning

    VÖ: 24.11.2023 | Label: Xtra Mile/SPV
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 369
    Schönheit
    The Sleeping Souls - Just Before The World Starts Burning

    The Sleeping Souls lösen sich von ihrem Chef Frank Turner und machen ihr eigenes Ding. Das kann sich mehr als hören lassen.

    Über ein Jahrzehnt lang hat man The Sleeping Souls rund um Tarrant Anderson, Matt Nasir, Callum Green und Ben Lloyd ausschließlich in Begleitung ihres Oberhaupts Frank Turner gesehen und auf mittlerweile sechs Alben gehört. In den vergangenen Jahren wurde nun ihr Wunsch nach einem eigenen musikalischen Ventil größer. Folglich nutzten sie 2022 jede freie Minute in Tourbussen, Hotelzimmern und Umkleidekabinen, um Songs zu schreiben, die sie anschließend in Turners Proberaum im englischen Oxford und in den Badland Studios in Irland aufgenommen haben.

    Mit Turners ehemaligem Gitarrentechniker Cahir O’Doherty, der sonst bei New Pagans spielt, finden sie dann noch schnell ihren Frontmann, der mit einem andauernden Familienkonflikt über die nötige Wut verfügt, um die passenden Texte zu spendieren. Ganz im Zeichen dieses Zwists steht etwa “Rivals”, das O’Dohertys zersplittertes Verhältnis zu seinen Geschwistern thematisiert und gleichzeitig den klarsten Punk-Moment des Albums darstellt.

    Das steht sonst eher im Zeichen des Alternative Rocks, mit Hang zur Ballade. Mit “Underneath An Ocean Of Sky” scheinen die Sleeping Souls zu Beginn sogar fast shoegazige Ambitionen zu verfolgen, im folgenden “Caught Up In The Scrape” brechen die Gitarrenriffs aber schon nach wenigen Sekunden alles auf. Dem Radio-Pop wird dann mit Death Cab For Cutie-Momenten in “Weathering The Storm” gehuldigt. Melancholisch, halbakustisch und mit Einsatz einer Violine gedenken sie dann der Vergänglichkeit in “Steal Some Time”: “Do you wanna steal some time/ Do you remember times/ Before we let our lives rush by?”

    Neben O’Dohertys Familienproblemen konnten auch die anderen Sleeping Souls Themen einbringen und so singen sie sich durch die verschiedenen Formen der Liebe, der Besessenheit und des Eskapismus. Zum Abschluss ihres Debüts verlieren die Sleeping Souls dann etwas an Fahrt und geben ein Balladen-Trio zum Besten: Auf das zehrende Liebeslied “Liar/Lover” folgt das düstere “Ceremony”, das nur O’Dohertys Stimme und ein Piano einleiten, sich langsam aufbaut und zum großen Finale hin die ganze Band zum Mitspielen einlädt.

    Den Abschluss des Albums bildet das fantastische “Whispers To The Faithful Few”, das einmal mehr O’Dohertys stimmliche Bandbreite präsentiert. Glücklicherweise haben die Sleeping Souls im vergangenen Jahr beschlossen, ihren eigenen Ideen mehr Raum zu geben. Herausgekommen ist einer der unerwartetsten, aber schönsten Momente des Jahres.

    Das steckt drin: Hot Snakes, Thrice, Thursday