Ihr durchaus bahnbrechendes Debütalbum Cut wird dieses Jahr 30, die damals ausführende Plattenfirma Island 50, und trotzdem gibt es keinen Grund zu feiern für Ari Up, das menschliche Gesamtkunstwerk an der Spitze der Slits, und ihre Helferinnen, von denen immerhin Bassistin Tessa Pollitt schon in der ersten Stammbesetzung dabei war. Ask Ma schickt als Opener von Trapped Animal all die fahrlässigen Muttis zum Teufel, die in der Erziehung ihrer Söhne versagt und The Slits damit eines ihrer Lieblingsfeindbilder, das unmündige Muttersöhnchen, beschert haben. Die Musik humpelt und eiert dazu um einen umständlichen Reggae-Beat herum, klingt aber schon nach zehn Sekunden raumfüllender und eloquenter produziert als auf Cut – was selbstverständlich kein Kompliment für eine Band ist, die vor allem durch ihren radikal minimalen Sound und den offensiven Umgang mit dem eigenen Unvermögen berühmt wurde. Wo kommen wir denn hin, wenn The Slits plötzlich mit Tightness liebäugeln und manchmal sogar Groove vortäuschen? Zur Balkan-Karibik-Einheitsverbreiung von Reggae Gypsy beispielsweise, die nahe legt, dass es auch 2009 noch Genregrenzen gibt, die vielleicht doch besser mit Stacheldraht befestigt werden sollten. Abseits solcher Jamaikakoalitions-Katastrophen stolpert Trapped Animal besonders mit seinen tapsigen Kullerorgeln immer wieder über musikalische Geistesblitze und Aufweckungserlebnisse, die für inhaltsleere, seltsam zahme Feminismusfloskeln und allgemeingültige Babylon-Posen entschädigen. In die Slits-Discografie wird es trotzdem als spätgeborene, ungeliebte dritte Tochter eingehen – und damit seinen Zweck erfüllen. Ari Up stand schließlich schon immer am liebsten auf der Außenseite.