The Sound Of Animals Fighting
Lover, The Lord Has Left Us...
Der Mensch mir gegenüber spricht von Zahnschmerzen. Das zweite Album von The Sound Of Animals Fighting erinnere ihn daran. Wie einen Musik an Zahnschmerzen erinnern könne, will ich wissen. Er sagt: “Die Stelle hier… warte… jetzt…. dieses Fräsen! Das klingt doch wie ein Zahnarztbohrer.” Der Mensch mir gegenüber hat schon Recht. “Lover, The Lord Has Left Us…” hat seine enervierenden Momente. Ob man in ihnen an Zahnschmerzen, verendende Hunde oder die alleräußersten Grenzbereiche des Soundspektrums eines Synthesizers denkt, bleibt einem überlassen. Das ist das kleine Bisschen, das einem The Sound Of Animals Fighting, diese durchgeknallten Im-Schnitt-acht aus Bands wie Circa Survive, The Autumns und Chiodos, schenken. In ihren “Pop”-Momenten klingen sie wie Björk (ca. “Vespertine”) oder The Mars Volta in weiblich, in ihren unzugänglichen: siehe oben, dazwischen wie ein verrückter Prog-Professor, der in den 70er Jahren von einer Zeitkapsel verschluckt und 2006 direkt vor einen PC mit der Software für Sci-Fi-Elektrosounds gespuckt wurde: verspielt und von sich selbst überfordert. Chaos verschluckt Brillanz, Brillanz verschluckt Chaos, und man wünschte sich das Destillat dieser vielen feinen, nicht immer ausformulierten Ideen ohne die verstandsgefährdenden Augenblicke davor oder danach, die es einem schwerer machen, als sie müssten. Andererseits: Amis, die ihre Songs “Stockhausen, es ist Ihr Gehirn, das ich suche” nennen, haben mal pauschal einen Freifahrtsschein bei uns.