Großes Oscar-Kino mit Happy End: Der Gute gewinnt, und sein Name ist Pop.
If you have a moment to spare for me / if you need a friend that I will be / if you need some company then call me – nach 13 Sekunden Spielzeit ist alles klar und das wohl gesonnene Herz gewonnen: Hier sind Menschen für dich da, die es gut mit dir meinen und mit Devotion eines der rührendsten ich-würde-alles-für-dich-tun-Lieder singen, das ich je gehört habe. Doch dieser furiose Beginn verpufft zum Glück nicht als Strohfeuer, schnell wird klar: Auf der Suche nach dem Mekka des perfekten Popsongs können The Stereo mindestens schon das Ortsschild sehen. Hier gibt es 13 ungemein clever arrangierte Pop-Kleinode, deren Pomp nie trieft, deren Schrammel-Drive nie aufgesetzt wirkt und deren Leichtigkeit sich nicht abnutzt. Auch die reichlich verhandenen Reminiszenzen an die Charts von 1985 funktionieren hervorragend, da The Stereo nicht ironisch ihren schlechten Geschmack zelebrieren, sondern als einziges Kriterium die Kategorien guter Song / schlechter Song gelten lassen. Three Hundred wirft Fragen auf, die ich mir so noch nie gestellt habe: War Rick Springfield vielleicht doch nicht der bespackte Vollidiot, für den ich ihn immer gehalten habe, und hatte stattdessen lediglich die falschen Arrangements zur Hand? Und der beschwingte Piano-Pop in Please Try To Understand lässt mich allen Ernstes mit dem Gedanken spielen, nach zehn Jahren dann doch mal diese seltsame Supertramp-Platte aufzulegen, die ich meinem Onkel damals aus dem Keller entführt habe. Unwillkürlich stellt sich hier bei mir das Gefühl ein, das ich hatte, als ich das erste Mal Vandals, Sublime, Weezer oder die Get Up Kids hörte (und zumindest die letzten beiden dürften auch im Stereo-Plattenschrank stehen): Fan sein, alles kaufen, auf jedes Mixtape mindestens einen Song packen, hypernervös auf das nächste Album warten. Ich bin begeistert – wir sehen uns in den Jahrescharts…
weitere Platten
Rewind + Record
VÖ: 21.05.2002
No Traffic
VÖ: 05.03.2001