Allerdings werfen sich die Stereotypes selbst den größten Knüppel zwischen die Beine: beim durchschnittlichen Opener “New Situation” tragen sie den Kragen der Rockerlederjacke zwar hochgeschlagen, das Hörerinteresse allerdings fast zu Grabe. Besser wird es mit dem zweiten Track “Stars”, der direkt auf Herz und Hörgang der weiblichen Zuhörer schielt. Ab da wird die Stärke dieses Albums deutlich: die fünf Kalifornier beherrschen das Spiel mit der Airplay-Tauglichkeit. Und Pop ist dabei stets der gleichberechtigte Ideengeber neben Rock. Was sich nicht zuletzt in den nicht gerade bedeutungsüberfrachteten Texten niederschlägt: “Try Me, I’m Runnin Out Of Your Closet / Try Me, Art School Never Worked” (“Try Me”). Musikalisch blitzen die Referenzen an allen Ecken und Kanten auf: Sebadoh bei “Almost Lost”, eine nölig-nasale Intonation à la Bob Dylan bei “The Night Before”. Beim Griff in die Mottenkiste finden die Stereotypes außerdem Petulas Clark “Downtown” und bauen schnell “Women in Magazines” daraus. Um einen weiteren Vergleich kommt man partout nicht herum: The Strokes. “Dirty Sheets” klingt wie die perfekte B-Seite für “Meet Me In The Bathroom”. “Stereotypes” ist das reguläre zweite Album “II”, das mit vier weiteren Songs des ebenso einfallsreich “I” betitelten Debüts ergänzt wurde. Klar ist: so machen auch Stereotypen Spaß.