The Streets
None Of Us Are Getting Out Of This Life Alive
Text: Ingo Scheel
Ein Mixtape, so nennt der Mann mit dem charakteristischen Feuerzeug diese Art der Compilation. Schon “Cyberspace And Reds” fiel vor bald zehn Jahren in diese Kategorie, darauf ging Skinner Kooperationen mit Künstlern wie Ghostpoet und Kano ein. Seine eigenen Mixtapes pflegte Skinner einst mit nur einem Lieblingssong in Endlosschleife zu bespielen, den er im Anschluss tagelang “zu Tode hörte”, wie er im Interview lachend verrät. Anno 2020 sieht das natürlich anders aus, die stilistische Bandbreite ist immens, die der Gäste ebenso. Als erstes fallen Idles ins Auge, kaum ein Weg führt in diesen Zeiten an den universellen Lieblingen vorbei, so scheint es. Auch Skinner will sie an Bord haben, fragt bei ihnen an, die Band sagt sofort zu und macht es auf ihre Art. Während an anderer Stelle vieles via Computer und Telefon läuft – “Phone Is In My Hand”, zusammen mit Dapz On The Map, gibt so etwas wie das thematische Rückgrat des Albums vor –, kommen Joe Talbot und seine Mannen ins Studio, proben einen Tag lang und spielen am Abend ihren Song ein. Genau diese Direktheit und Frische sind es, die den Reiz des Titelsongs ausmachen. Famos auch, wie überaus harmonisch Skinners Flow zur nervösen Energie der Idles passt. Erwartungsgemäß melodischer, fast versöhnlich klingt “Call My Phone Thinking I’m Doing Nothing Better”, das zusammen mit Tame Impala entstanden ist, ein kontrastreicher Zwitter aus Rap und Beatles-Harmonien. Zusammen mit Donae’O und Greentea Peng öffnen The Streets in “I Wish You Loved You As Much As You Loved Him” ein Türchen Richtung 90s-House, textlich geht es in “The Poison I Take Hoping You Will Suffer” in eine ähnliche Richtung: Was bleibt, wenn die Liebe geht? An der Seite von Hak Baker entwickelt sich dann noch einmal eine ganz andere Klangfarbe. Getragen von einer altmodischen Klaviermelodie könnte “Falling Down” auch einem der zahlreichen Projekte Damon Albarns entstammen. Gegen Ende des Albums schließlich gibt es noch ein Wiederhören mit einem alten Bekannten. Als Sänger der Band The Music verquickte Rob Harvey einst Britpop und Led-Zeppelin-Bombast, mittlerweile ist er Teil des Manchester-Kollektivs The Six und hat neben Mike Skinner auch schon mit Felix Jaehn zusammengearbeitet. Sein “Conspiracy Theory Freestyle” legt einen hymnischen Gospel-Teppich aus, gefolgt von “Take Me As I Am” mit Chris Lorenzo, das klingt, als hätten die Sleaford Mods mit Mr. Oizo gejammt. Ein durchweg kurzweiliges Mixtape ohne einen einzigen Ausfall, dem in Bälde gern ein paar Konzerte folgen dürfen.
weitere Platten
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