The Strokes
Room On Fire
Text: Alex Brandt | Erschienen in: VISIONS Nr. 128
Ein Wahnsinns-Debüt, Hype-Faktor zehn, weltweite Erwartungshaltungen von schier unermesslichem Ausmaß, und die alles entscheidende Frage: Können The Strokes es schaffen, mit ihrem zweiten Album an “Is This It” anzuschließen? Wir erinnern uns: Das erklärte Ziel der Band, so beteuerte Sänger Julian Casablancas in jedem Interview, das mit ihm geführt wurde, sei es gewesen, ausschließlich sehr gute Songs zu veröffentlichen. Ausschussware und Füllmaterial werde es bei den Strokes nicht geben, und bevor man nicht wieder genügend Material beisammen habe, dass den eigenen Qualitätsansprüchen gerecht würde, sei mit einem neuen Album nicht zu rechnen. Nun, fast genau zwei Jahre später, ist es also soweit. Das dürfte für die Plattenfirma schon hart an der Schmerzgrenze gewesen sein – irgendwann gerät halt auch der vielversprechendste Newcomer ein bisschen in Vergessenheit – doch ob die Zeit gereicht hat, um Casablancas Versprechen einzulösen, muss sich trotzdem erst zeigen. Fangen wir also an: Mit “What Ever Happened?” gibt es einen Opener im gemäßigten Tempo. Ein einfacher Rhythmus, eine hübsche, gleichwohl aber verdammt eingängige Melodie, kein Spektakel, keine Schnörkel, keine Auffälligkeiten. Guter Song, keine Frage. Beim folgenden “Reptilia” reicht dann schon das tolle Gitarren-Motiv am Anfang, um die Zweifel mal gleich über Bord zu werfen: Schon die Strophe bleibt ohne große Umwege im Ohr hängen, und über eine simple, aber effektive Bridge geht es zum Refrain, der von Julian Casablancas mit herrlich kaputter Stimme präsentiert wird. Ganz einfach, ganz klassisch klingt das – und doch schlägt einem das Herz sofort ein paar Zentimeter höher.
“Automatic Stop” kommt wieder ein wenig zurückgelehnter daher, lässt aber durch den Keyboard-artigen Gitarreneffekt aufhorchen, den Nick Valensi im Laufe des Songwriting-Prozesses für sich entdeckt und perfektioniert hat. Die mittlerweile wohl schon bekannte, darauf folgende Single “12:51” dürfte dem ein oder anderen spontan etwas weniger durchschlagend als beispielsweise “Last Nite” oder “Someday” vom Debüt begegnet sein, was vermutlich am etwas langsameren Grundtempo liegt – in Sachen Ohrwurmigkeit steht der Song mit der parallel zur Gesangsmelodie gespielten Gitarre und den hübschen Handclaps ganz sicher nicht hinten an. Und um es an dieser Stelle etwas abzukürzen: Es geht so weiter. Das leicht schiefe “You Talk Way Too Much”, die ruhigeren “Between Love & Hate” und “Under Control”, das schnörkellose “I Can’t Win” – alles überzeugt durch quasi unmittelbare Präsenz, als wäre es geradezu eine Selbstverständlichkeit, diese Songs genau so straight und sicher herunterzuspielen. Und der Sound, an dem die Band angeblich in so mühevoller Detailarbeit geschliffen hat? Auffällig anders, das darf man wohl mit Fug und Recht behaupten, klingt “Room On Fire” nicht, wohl aber sehr charakteristisch, sehr gut – und in erster Linie nach den Strokes, und genau das war wohl auch die Kunst bzw. das Wunschziel. Und für Casablancas gilt ‘Ein Mann, ein Wort’: “Room On Fire” ist tatsächlich auf ganzer Linie eingängig, lässig, unwiderstehlich.
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