Nur zehn Tage will die Band für ihr drittes Album gebraucht haben. Man ist geneigt, das zu glauben, denn “Strange Days” klingt durchweg wie ein Schnellschuss. Dass im eröffnenden Titelsong ein abgehalfterter Popstar wie Robbie Williams zu hören ist, steht sinnbildlich für die Platte. “All Dressed Up With Nowhere To Go” wäre gerne die neue Hymne fürs Stadion, verpufft aber in einem kraftlosen Refrain. “I Hate How Much I Want You” kommt mit Gastgesang von Def Leppards Joe Elliott daher, dessen Gitarrenkomparse Phil Collen steuert einige Licks bei. Das Ergebnis ist genauso egaler Pop-Rock wie ihn Def Leppard selbst zuletzt ablieferten. Mit “Do You Love Me” vergreifen sich The Struts an einem Kiss-Klassiker. Der ohnehin schon radiotaugliche Song verkommt in den Händen der Engländer endgültig zu gesichtsloser Sülze, vom Charme des Originals bleibt nichts übrig. Bei “Wild Child” hingegen handelt es sich glücklicherweise nicht um eine Neuinterpretation des W.A.S.P.-Hits. Stattdessen sorgt Tom Morello mit groovigen Riffs für einen der seltenen musikalischen Lichtblicke. The Struts sollten beim nächsten Anlauf in Erwägung ziehen, ihn als Vollzeit-Co-Songwriter zu engagieren. Dann könnte dabei sogar ein solides Album entstehen.
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Young & Dangerous
VÖ: 11.01.2019