Wenn eine Band im Vorprogramm für Bands wie Mötley Crüe, die Rolling Stones oder die Foo Fighters spielt, ist sie in der Regel entweder das nächste große Ding oder ein erschreckend reizloser Lückenfüller. Auch wenn Dave Grohl persönlich sie als eine unserer besten Vorbands aller Zeiten bezeichnet, sprinten die Struts aus Großbritannien mit ihrem zweiten Album “Young & Dangerous” voller Elan in die zweite Kategorie: Während das Debüt “Everybody Wants” zwei Jahre zuvor mit kurzweiligem Indie-Britpop aufwartete, schmeißt das Quartett für den Nachfolger jegliche Ansätze über Bord und kopiert sich einen Flickenteppich aus allem zusammen, was sowohl Classic-Rock-Fans, als auch überzeugte Musik-Desinteressierte gleichermaßen abholen können soll. Dabei geht es vielversprechend los: Das fuzzige Riff des Openers “Body Talks” erinnert kurz an einen tanzbaren Song der Queens Of The Stone Age. Der Eindruck verflüchtigt sich angesichts des aalglatt produzierten Rests jedoch schnell. Wer sich bis hierhin noch nicht fremdschämt, auf den wartet anschließend “Primadonna Like Me”, das neben dem Songtitel auch das nahezu unveränderte Gitarrenriff von “Bohemian Like You” der Dandy Warhols borgt – oder klaut, je nach Definition. Was folgt, sind als Classic Rock getarnte Billig-Pop-Songs, die sich links und rechts etwa bei einem Intro von The Who oder bei Queens “We Are The Champions” bedienen. Trauriger Höhepunkt ist die alternative Version des Openers im Duett mit der Elektropop-Sängerin Kesha – da hilft auch keine Lobhudelei von Dave Grohl.
weitere Platten
Strange Days
VÖ: 16.10.2020