Zugegeben: Als völlig versessener The-The-Fan war ich beim ersten Hördurchgang von “NakedSelf” ziemlich enttäuscht – die früheren Sound-Exkursionen und seine Wanderschaften in die dunkelsten Bereiche der Popmusik sind einer relaxten Abgeklärtheit gewichen, die man – zumindest bei einigen Songs – oberflächlich betrachtet fast als Lagerfeuer-Langeweile abtun könnte. Doch inzwischen (wir sind etwa beim 20. Durchlauf) weiß ich, dass Matt Johnson einmal mehr ein Album mit der The-The-typischen Qualität und Beständigkeit vorgelegt hat. Dieser Mann macht halt Spätzünder-Musik ohne Chartsanspruch, die eigentlich so gefällig und einfach nachvollziehbar scheint, deren wirkliche Tiefe aber erst nach und nach zum Tragen kommt. Nämlich wenn man bemerkt, dass die regelrecht unscheinbar und fast kitschig wirkenden Gesangslinien absolut unwiderstehlich sind, dass alles genau so sein muss, wie es ist. Zum ungefähr dritten Mal in seiner 20-jährigen Karriere hat er die komplette The-The-Belegschaft ausgewechselt, und die neuen Mitstreiter Eric Schermerhorn, Earl Harvin und Spencer Campbell (alles alte Hasen aus dem Umfeld seiner Wahlheimat New York) scheinen wie eine Frischzellenkur gewirkt zu haben. Die Elektronik wurde nahezu komplett ausgemistet, jetzt wird geschaut, wie man mit einer klassischen Bandbesetzung oder auch mal mit nur zwei Akustikgitarren möglichst viel Raum, Distanz und Intimität erzielt. Doch eines ist wie immer: “NakedSelf” ist Musik, die du immer wieder hören kannst und willst, wenn sie dich erstmal gepackt hat. Hoffentlich packt sie viele.
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Ensoulment
VÖ: 06.09.2024