Viel britischer geht’s nicht: In Englands Arbeiter- und Asi-Stadt Birmingham stehen fünf leidlich desillusionierte Typen an Fließbändern; zum Beispiel beim Saucenfabrikanten HP, dessen braunen Würzsirup man wohl nur im Kontext englischer Küche runtergewürgt bekommt. Abends wird das Bier aufgerissen, durch die schmutzige Stadt getigert und Oasis gehört. Deren Weg vom Berufstaugenichts zum Weltstar war auch die Initialzündung für The Twang. Und kaum ist deren Debüt erschienen, geht das Vereinigte Königreich steil, als ob ihre Fußballmannschaft die WM-Vorrunde überstanden hätte. Kaum verwunderlich, bieten die fünf Jungs doch einen grundsoliden, in den Spitzen sogar begeisternden Mix all dessen, was auf der Insel von jeher gut funktioniert: die proletenhafte Straßenlyrik eines Shaun Ryder mitsamt seinem näselnden, breiten Vorort-Slang. Die knackige Eindeutigkeit von präzise auf den Punkt produzierten Gitarrenpop-Ohrwürmern. Die subtil aus jedem Ton perlende Mir-doch-egal-Attitüde im Kontrast mit der rollenden Hitzigkeit engagierter Debütanten. Die funkigen Beats der Neo-Rave-Szene, die mitgrölfähigen Schlachtenbummler-Refrains voller Textzeilen, mit denen sich jeder gefühlt zu kurz gekommene Brite identifizieren kann. Sowie – und das ist eher selten – eine erstaunlich glasklar blitzende, effektvoll inszenierte Gitarrenarbeit, die U2s The Edge alle Ehre erweist. Klar, dass der Engländer an sich dabei jede vornehme Zurückhaltung verliert; ob sich The Twang damit auch außerhalb der Heimat etablieren können, bleibt abzuwarten. Das songwriterische Potenzial ist allemal vorhanden.
weitere Platten
Twang 'Em High
VÖ: 20.07.2007