The Twilight Sad
Fourteen Autumns & Fifteen Winters
Text: Daniel Gerhardt
Meistens geht einem die hastige, kopflose Katalogisierung von neuen Bands ja nur auf die Nerven. Manchmal kann sie allerdings auch richtig gefährlich sein. The Twilight Sad aus Glasgow zum Beispiel, da war man sich schnell einig, sind unbedingt in die zuletzt verwaiste Schublade für Shoegazer zu stecken. Wer das aber zu wörtlich nimmt und bei dieser unberechenbar köchelnden Musik immer nur die eigenen Latschen im Auge behält, wird sich auf einem Twilight-Sad-Konzert schnell den spitzen Ellbogen seines Stehnachbarn einfangen. Der Ausbruch und das Niederreißen der eigenen Stücke sind auf “Fourteen Autumns & Fifteen Winters” nämlich genauso wichtig wie die besonnenen, geduldig konstruierten Passagen dazwischen; das Verzerrerpedal zur Gitarre spielt eine ebenso tragende Rolle wie Akkordeon, Klavier und die beständig anpeitschenden Marschmusikdrums. Vor vier Jahren haben The Twilight Sad als nassforsche Ingenieure 30-minütiger Soundgemälde begonnen. Seitdem sind sie Schritt für Schritt auf klassischere Popsongformate zugegangen und haben mit ihrem bemerkenswert reifen Debütalbum nun die Platte gemacht, die Aereogramme vielleicht unter Regie von Phil Spector oder Arcade Fire nach vierwöchigem Ausmergeltrip durch die schottischen Highlands aufgenommen hätten. Dazu die Spitze des Eisbergs: der raue Akzent von Sänger James Graham. Wer diesen Mann gehört hat, würde Malcolm Middleton sofort als Aussprachecoach engagieren.
weitere Platten
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