Die Trennlinie, die manche Bands schon im Proberaum entzweit, läuft nicht zwischen alter und neuer Schule, sondern entlang der Frage, ob die Melodie nun vom Sänger oder von den Gitarren kommen soll. Wünscht man sich Ersteres, schreibt man Pop- und Folkmelodien, dreht sie durch den Knüppelwolf und kommt beim Prototyp Bad Religion raus. Wählt man die zweite Alternative, darf der Sänger durchkeifen und sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit von grölenden Mengen unterstützen lassen, während die Gitarristen für die Akzente sorgen. Die würzen ihr Gebrate dann mit Licks und Melodien zwischen No Use For A Name und gut versteckten Hardrock-Einflüssen, während die Rhythmusgruppe einfach nur dafür sorgt, dass der Circle Pit nie endet. So entsteht ein Gebräu aus schrofferen Good Riddance und Strike Anywhere, von Eingängigkeit befreit und mit der kehligen Kopfschmerzaggression von Sick Of It All sowie der abgehangenen Ruppigkeit des Street- und Hooliganpunk durchsetzt. Wer derart konsequent auf den klassischen Songwriter-Anteil verzichtet, stimmlich wie strukturell aber auch kaum eigenen Charakter hat, lebt nur von der Energie. Die stimmt und wird durch eine fette Produktion so effektiv in Szene gesetzt, dass Discharge oder Conflict sich schon wieder wie von Stadionrock abwenden würden. Aber gut, die hielten ihren Sound auch absichtlich in der Kreisklasse. Hier wird hauptberuflich gespielt, doch mehr als vollen Einsatz der Mannschaft sollte man nicht erwarten.
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State Of Discontent
VÖ: 09.05.2005