Vor 21 Jahren hat sich die schottische Band zum ersten Mal aufgelöst – leider in der gleichen Woche, in der ihr Debütalbum Dum Dum erschien, das deshalb wenig zur Legendenbildung um die Vaselines beitragen konnte. Mindestens einen ihrer Songs kennt trotzdem jeder Rockfan, auch wenn es viele gar nicht wissen, und da passt es natürlich ins Bild, dass auch Sex With An X eine Platte zum Vergessen ist.
Zum Vergessen der Zeit beispielsweise: Hier klingt nämlich alles wie 1989, und bei den Vaselines hat das schon damals bedeutet, dass alles wie 1982 klingt. Die Gitarre twangt mit der Entschlossenheit eines FDP-Parteitags, der Bass macht Basssachen, das Schlagzeug schlürft ein bisschen bedröppelt nebenher, und Eugene Kelly und Frances McKee singen sich Worte zu, die immer das entscheidende Etwas schlauer sind als das Augenzwinkern, mit dem sie vordergründig vorgetragen werden. I Hate The 80s ist zum Beispiel durchaus aufrichtig in seiner Botschaft, aber die 80er zu hassen, weil nicht alle Bands wie Duran Duran waren – darauf muss man erst mal kommen.
Die Musik dazu ist an einigen Stellen etwas zu souverän in ihrer Been-There-Done-That-Haltung, aber immerhin quirlig und trickreich genug, um sich aus unaufgeregten Strophen zuverlässig in etwas weniger unaufgeregte Refrains zu wälzen. Wenn so wenig los, aber alles in Ordnung ist, dann sind The Vaselines wohl gut angekommen. Schwer zu verzeihen deshalb höchstens, dass Sex With An X das hässlichste Artwork aller Sub-Pop-Platten seit Sebadohs Bakesale hat.
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V For Vaseline
VÖ: 03.10.2014