Beim Genre-Riesen Nuclear Blast gibt es eine ganze Reihe erfolgreicher Bands, die sich Retroklängen zwischen Bluesrock (Blues Pills) und AOR (The Night Flight Orchestra) verschrieben haben. The Vintage Caravan sitzen dabei bequem im 70er-Waggon. Die Bands aus dem Retro-Reigen eint die Suche nach Authentizität – schließlich bedeutet vintage ja auch wirklich alt und nicht nur auf alt getrimmt. Doch wie weit kann diese Echtheit gehen, wenn drei Mittzwanziger, inspiriert von den Platten ihrer Eltern, die Liebe zu Deep Purple oder Jimi Hendrix ausleben? “Gateways” klingt per se nicht authentisch, weil es ganz klar ein Kind seiner Zeit ist. So psychedelisch verspielt, aber gleichzeitig ausformuliert wie die Led-Zeppelin-Hommage “Nebula”, so wild und druckvoll, aber auch komprimiert wie “Reset” kann nur eine Band spielen, die Sounds der Vergangenheit mit den Mitteln der Gegenwart aufnimmt. Das gerät The Vintage Caravan aber kaum zum Nachteil, weil es den zeitlosen Classic Rock, wenn auch eher unfreiwillig, in einen neuen Kontext rückt. In unserer Anything-Goes-Ära entscheiden sich viele enorm talentierte junge Bands ausgerechnet für die Spielarten der Rockmusik, bei denen vermeintlich schon alles gesagt wurde. The Vintage Caravan unterscheiden sich von ihnen, weil ihnen ihre Hingabe viel wichtiger ist als die akribische Simulation des Sounds vergangener Tage. Auf “Gateways” stimmt aber auch mehr als auf den Vorgängern das in Retro-Kreisen sonst oft unentschlossene Songwriting. So ist der mit simplen, schneidenden Hooklines strahlende “Hit On The Run” ganz für sich unwiderstehlich.