In der ewigen Tabelle des Indierock belegen die New Yorker mehrfach vordere Plätze. Es geht nichts über ihren Signatur-Song “The Rat” und nicht viel über “Weve Been Had, Louisian”a oder “Angela Surf City”. Walkmen-Platten haben diese Ewigkeitsgarantie. Wer hier keine Momente findet, die ihn begeistern, der verbrennt entweder iPods mit Steven Wilson oder hört keine Musik, zu der auch Menschen mit schwarzgeränderten Brillen tanzen. Man durfte also bislang sehr zufrieden sein mit der Walkmen-Qualität. Doch die Band zeigt sich weiter ambitioniert: Mit “Heaven” darf gerne noch ein bisschen mehr gehen – und zwar in kommerzieller Sicht. The Walkmen verstecken ihre schludrige Seite. Das Tempo variiert nicht mehr aus Jux und Tollerei, die Gitarren sind konzentriert eingespielt, und Sänger Hamilton Leithauser gibt seine Jungbrunnen-Version von Bob Dylan weniger euphorisch. Gut möglich, dass The Walkmen sich angeschaut haben, wie The National oder Fleet Foxes (deren Robin Pecknold auf zwei Songs als Backgroundsänger zu entdecken ist) auf hohem Niveau ihren Klang so modifizierten, dass immer mehr Menschen sich auf ihre Musik “einigen können”, wie man sagt.
The Walkmen befinden sich im zwölften Bandjahr, jedes Mitglied ist mittlerweile Vater – da sind solche Gedanken verständlich. Dennoch die bange Frage: Bleiben The Walkmen eine Band für euphorische Momente? Es geht gut los: “I was the Duke of Earl”, singt Leithauser in “We Cant Be Beat” – er meint damit den alten Doo-Woop-Klassiker, und zwar in der Woodstock-erprobten Version von Sha Na Na. Der Song baut sich langsam auf, bevor Leithauser nach drei Minuten seine Stimme in ein höheres Register durchlässt und das “Ooooh” so lang zieht, bis draußen die Wolkendecke aufreißt. Man ist sofort drin in der Platte: Vergnüglich sind “Love Is Luck”, dessen Harmonien auf Beat-Hits aus den 60ern verweisen, und das sehr freundliche “Heartbreaker”, mit dem sich auch wackelig besetzte Indie-Partys beschallen lassen. Dann spielen The Walkmen ihre Stärken aus. Ziehen sich das Beste aus dem Pop- und Rock-Fundus der 40er, 50er und frühen 60er und interpretieren diese Einflüsse in ihrem Sinn.
Dass “Heaven” gefälliger als die Vorgänger klingt, macht die Platte nicht besser als die anderen – aber auch nur marginal schwächer. Zumal gegen Ende die Höhepunkte kommen: “The Love You Love”, mit dem man die Strokes retten könnte, das harmonisch trickreiche Titelstück und das Finale “Dreamboat”, in dem Leithauser dem Staat Virginia huldigt und die Band dann doch schludrig spielt. Sie können es noch, gut zu wissen.
weitere Platten
Heaven
VÖ: 01.06.2012
Lisbon
VÖ: 08.10.2010
You And Me
VÖ: 17.10.2008
A Hundred Miles Off
VÖ: 13.10.2006
Everyone Who Pretended To Like Me Is Gone
VÖ: 01.01.1900