Bisher steckte stets etwas unterschwellig Aggressives in den Songs dieser New Yorker, ihre Platten waren Musik für Leute und ganz sicher von Leuten, die schon mal was in sich reinfressen. Einmal vor sechs Jahren entlud sich das Ganze dann in The Rat, und wenn wir ehrlich sind, hat seitdem niemand mehr so ein dringendes, verzweifeltes, fuchsteufelswildes Lied geschrieben.
Auf ihrem fünften Album Lisbon gelingt The Walkmen nun immerhin ihr bestes Stück seitdem, es heißt Stranded, und man könnte ganze Beerdigungsgesellschaften leer spielen mit diesem sehr langsamen Walzer und den Bläsern dazu, die sich unnachahmlich selbst beweinen. Gitarren surren nur im Hintergrund, und auf Lisbon klingen sie überhaupt immer so, als wären sie vor einer Hawaii-Tapete aufgenommen worden. Nun von der zurückgelehnten Walkmen-Platte zu sprechen, wäre aber schon deshalb Quatsch, weil das längst Pussy Cats war, ihr 2006er Coveralbum eines 1974er Coveralbums von Harry Nilsson.
Außerdem trägt Lisbon noch immer den Schmerz der gebrannten Kinder in sich, es geht nur souveräner damit um, lässt auch mal eine Wunde verheilen, statt mit dem nächsten verpassten Refrain wieder daran rumzupulen. Und einmal schafft es Hamilton Leithauser wirklich: Er rettet sich rüber in Victory, er kriegt seinen Refrain, und dann triumphiert er. Wie sich dieser Sänger überhaupt durch diese Lieder windet, vorbei an Hindernissen, die nur er zu sehen scheint, das gibt einem ein gutes Gefühl für The Walkmen und ihre Zukunft. Man kann nie verlieren mit so einem Verlierer an der Spitze.
weitere Platten
Heaven
VÖ: 01.06.2012
Heaven
VÖ: 01.06.2012
You And Me
VÖ: 17.10.2008
A Hundred Miles Off
VÖ: 13.10.2006
Everyone Who Pretended To Like Me Is Gone
VÖ: 01.01.1900