Rules ist – um das Streberwort der 90er mal positiv anzuwenden – einfach funky. Für House ist die ganze Angelegenheit noch viel zu musikalisch. High On Heels und Time Bomb werden da angeführt, um die Theorie vom Wandel zur Disko-Band zu belegen. So viel Stil hat aber keine Disko jenseits von Saint-Tropez, als dass sie der richtige Ort für die Aufführung der Musik wäre. Rules ist, und das wird einigen Fans vielleicht gar nicht schmecken, kein Hau-Ruck-Akt von The Whitest Boy Alive, um die Wünsche der vergnügungssüchtigen Bagage zu erfüllen. Zwischen Rhodes, Synthesizer, überaus hübschem Bass und Gesang lässt sich vortrefflich darüber nachdenken, ob der nächste Drink ein sehr trockener Martini werden soll, oder ob man doch nur ein Scheibchen Gurke in den Hendricks tunkt. Nach dem praktischen Vollzug der Entscheidung kann man dann der sehr fragilen, warmen und gedämpften Platte zuhören, um die es hier eben geht. Die mag zwar stellenweise dem entsprechen, was bei Konzerten der Band das Publikum zum Tanz anregt, doch an den entscheidenden Stellen lassen The Whitest Boy Alive diese Ambitionen fahren. Die letzten Takte von Promise Less Or Do More zum Beispiel (und es gibt diese Scheitelpunkte auch in vielen der anderen Stücke) scheinen gerade zu Indiepop zu werden, bevor das Lied dann einfach aus ist. Gerade noch mal gut gegangen.
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Dreams
VÖ: 08.09.2006