The Winchester Club
Negative Liberty
Text: Stephan Thanscheidt
Wer bei der Vokabel Winchester an Flinten denkt, mit denen Wildwest-Helden um sich ballerten, zielt meilenweit daneben. So schnell die blauen Bohnen aus Old Shatterhands Winchester-Büchse gegen Gesetzlose peitschten, so langsam kriecht “Negative Liberty” durch Zeit und Raum. Beides nehmen sich The Winchester Club mit ihrem mäandernden Debüt im Überfluss. In der Summe bringen es die fünf Songs auf großzügige 52 Minuten. Und das, obwohl das Titelstück mit 3:33 Minuten klassisches Radioformat hat. Zumindest nominell, denn auf Heavy Rotation ist der Song Negative Liberty gottweiß nicht angelegt. Er hängt voller trübseliger Streicher wie der trostlose Nachthimmel des Tages, an dem die Hoffnung ein für allemal erlosch.
The Winchester Club ziehen dem Postrock den vorletzten Zahn, entschleunigen ihn derart, dass “Negative Liberty” in zeitlupenartig wogende Epen ausufert. Ehe der erste Song “Fuck You Buddy” durch dichten Nebel bricht, sind fast fünf Minuten um. Dann folgen repetitive Muster, rauschhaft verschleppte Arrangements, düstere Visionen und magische Melodien in Endlosschleife. Darunter brummeln gleich zwei Bässe mehr leise als laut. The Winchester Club wandern durch gottverlassene Soundscapes, in denen weiche Glöckchen bimmeln, wo leise Orgeln und traurige Bläsern erklingen, die aber auf Gesang verzichten. Die einzigen Stimmen sind eine handvoll Sample-Sätze, die um das Thema Freiheit kreisen. Ein stummes Album, das mehr kosmische Annäherung ist als Antwort. Und das auf jeder Ebene.
weitere Platten
Britannia Triumphant
VÖ: 28.03.2008