Wenn Musikredakteure dazu gezwungen wären, Album-Rezensionen in Doktor-(Schau-)Spielen verpacken zu müssen, könnte das im schlimmsten Falle so aussehen: “Palimm palimm, guten Tag, Herr Doktor! Ich verrenke mir dauernd auf der Suche nach neuen Trends den Hals.” “Da brauchen sie jetzt etwas qualitativ Hochwertiges und Beständiges zur Abwechslung.” “Gibts da auch was von den Zutons?”. Im diametralen Gegensatz zur unterirdischen Qualität dieses Laienspiels steht die virtuose Qualität von “Tired Of Hangin Around”. Wo der unsichtbare Stempel “made in Liverpool” von der Hülle prangt, steckt immer noch ein Kollektiv von brillanten Ideen in elf mundgerechten Portionen drin. Die Zutons legen – sträflich vernachlässigt von der sonst nimmermüden englischen Musikpresse – nach und erschaffen erneut eine Konsensplatte auf hohem Niveau, das den kompletten Sixties-Teppich auf dem Boden zeitloser Songstrukturen ausrollt. Um den Soul und Rock, der feilgeboten wird, möglichst lange am Leben zu halten, hat man zielsicher bis zum Wurzelballen gegraben und nicht nur vorschnell die jüngsten Triebe abgeschnitten. Gedüngt wird mit erfrischendem Bläsereinsatz und knochentrockenem White-Stripes-Granulat, auf dass dieses autarke Gewächs uns überleben wird.
weitere Platten
You Can Do Anything
VÖ: 15.08.2008
Who Killed The Zutons?
VÖ: 19.04.2004