Diesen Eindruck könnte ein Eisschläfer zumindest bekommen, wenn man ihm zum Aufwachen das neue Album der Spivs vorspielt, eine elf Songs starke Powerpop-Platte in der Tradition ihrer maßgeblichen Einflüsse: The Jam, Rezillos, Buzzcocks, Elvis Costello oder die Buff Medways von und mit Billy Childish. Aufgewachsen in den windigen Straßen von London-Hackney garnieren Thee Spivs ihre 77er-Punk-Hymnen mit schlau formulierter Gossenpoesie, deren slangverseuchte Sätze vor allem den vermehrt in die Gegend ziehenden Hipstern und Neureichen Angst einjagen dürften. Vor allem die Kandidaten in “Straight Out Of Art School” und die zerbrechlich aus ihren Lofts stolpernden “Heroin Pin Ups” wechseln im Angesicht der Spivs lieber die Straßenseite, obwohl die Knaben eigentlich ganz adrett aussehen mit ihren Anzügen und den dünnen Krawatten. Damit sind die Spivs sowohl in Sound und Look nicht nur verdammt retro, sondern auch das Gegenteil von hip, was dem Trio um Sänger Ben Edge aber nur recht ist. Schließlich positionieren sie sich auch mit ihrem dritten Album als trendresistente Gralshüter britischer Punk-Tradition, die sie mit der Muttermilch aufgesogen haben und deren Reinheit sie für kein Geld der Welt verwässern würden – schon gar nicht für ein paar lumpige Dollar aus den USA. Sieht ganz so aus, als wären die Spivs glücklich mit ihrem bisher beackerten Radius, den sie um Großbritannien und jüngst erneut um das europäische Festland gezogen haben. Eigentlich ein idealer Zeitpunkt, um sich mal wieder einfrieren zu lassen.