Im Sound ihrer nach 20 Jahren Bandgeschichte ersten Bühnenkonserve spiegelt sich die Geisteshaltung der Nordiren wider: Overdubs sind für Linkin Park, Therapy? bedeutet kompromisslos Lo-Fi. Spröde und unterproduziert serviert einem die Band ihre lärmige Gratwanderung zwischen Metal, Alternative und Punk. Am distanzierten Sound dürften sich die Geister scheiden, zu sehr nach Bootleg klingt er manchmal, erlaubt aber eben auch einen ziemlich realistischen, ungeschönten Blick auf die Live-Performance der Band. Die dann auch überzeugt: Kantig und schnörkellos rüpeln sich Therapy? selbst durch die Songs ihrer Konsens-Platte “Troublegum”, Dank der nassforschen Präsentation steht nicht die kleinste Hürde zwischen Hits wie “Sister” oder “Nowhere” und dem Publikum im London Water Rats Theater, das nicht bloß artig an den richtigen Stellen applaudiert, sondern sich der Band treu ergeben um den Hals wirft. “Die Like A Mother Fucker” und “Potato Junkie” mit seiner unkaputtbaren Zeile James Joyce is fucking my sister sind nur die Höhepunkte für eine auch ansonsten unheimlich präsente, textsichere Menge. Gitarrist Andy Cairns ist das alles offenbar sehr recht, statt auf seinen Gesang konzentriert er sich auf innige Anfeuerungsrufe und kleine Provokationen in Richtung der Zuschauer, die diese jubelnd quittieren. So hat “We’re Here To The End” letztlich sehr viel von einem gelungenen Konzertabend und – trotz des mächtigen Aufgebots von 36 Songs – sehr wenig von einer verschleierten Best Of.
weitere Platten
Hard Cold Fire
VÖ: 05.05.2023
Greatest Hits (2020 Versions)
VÖ: 13.03.2020
Cleave
VÖ: 21.09.2018
Disquiet
VÖ: 27.03.2015
A Brief Crack Of Light
VÖ: 17.02.2012
Crooked Timber
VÖ: 20.03.2009
One Cure Fits All
VÖ: 28.04.2006
Never Apologise Never Explain
VÖ: 27.09.2004
High Anxiety
VÖ: 05.05.2003
Shameless
VÖ: 24.09.2001
Suicide Pact - You First
VÖ: 18.10.1999
Semi-Detached
VÖ: 30.03.1998