Wer mit so einem Stück eine Platte beginnt, stellt sich selbst ein wenig Beinchen. “Factory” tutet aus allen Trompeten. Die Produktion ist so dick wie bei einem Hollywood-SciFi-Film. Unter dem mehrstimmigen Falsettchor strampelt eine Doublebassdrum, die hier irgendwie nicht passen will und einen irritierenden Reiz ausübt. They Live By Night sind eben nicht die Band, die der Indieliebhaber schwedischer Prägung mit den üblichen Vokabeln umreißen kann. Dafür spielen die Göteborger um Sänger Joel Sjöö einfach nicht genug nach den Regeln. Für Alternative Rock ist das zu poppig, für Pop ist das zu wild, oder zu schräg, oder zu unvorhersehbar. Aber typisch schwedisch: Für ein Debüt ist diese Platte haarsträubend naseweiß und verblüffend verspielt. Die Vorab-EP deutete Derartiges an. Ihr stärkstes Stück, “Truth Or Dare”, findet sich auch hier, pendelt zwischen Velvet Underground auf Ecstasy und New Wave im 60s-Orgelrausch. Eine ähnliche Herangehensweise verfolgen Mumm-Ra. Einfach alles aus den Schubladen reißen und durch den bandeigenen Harmonisierer quirlen. Irgendwie wird’s schon passen, und irgendwie passt’s auch. Nicht jeder der elf Songs kann das hohe Niveau der beiden erwähnten halten, Langatmigkeit jedoch findet man eher auf dem neuen Album der Shout Out Louds. Wer “Art And Wealth” sofort einer Bestandsaufnahme unterziehen will, muss sich gedulden oder Amazon ansurfen. Bis dahin sei die MySpace-Seite der Band empfohlen. Dort könnt ihr euch mit dem Download von “Factory” belohnen.
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dto.
VÖ: 31.03.2006