Neu im Oeuvre der rustikalen Finnen ist nach neun Jahren eine offensichtliche Freude an Melodien, freundlichen Zwischentönen oder wie im imposant spröden “Recut” fast tänzelnder Alternative. Weniger offener Bruch, mehr Schürfwunden – wenn man so will. Doch die Sachbearbeiterin bei der Krankenkasse schlägt trotzdem die Hände über dem Kopf zusammen: Das ruppige Trio deckt mittlerweile die ganze Palette der Noiserock-Körperverletzungen ab, eben alles, was sich so zwischen Tagesanbruch und Notaufnahme erledigen lässt. Das sinistre Zeug und die Dissonanzen von Jesus Lizard und den Swans sind hier ebenso zugegen wie die subtile Musikalität der alten Rollins Band, die Knochenbrecher-Attitüde von Unsane, die Popmomente von Nirvana und Harmful sowie die schwelende Dynamik von Helmet oder Fugazi. Echt jetzt, das hier ist eine Best-of des Noiserock. Der Post-Hardcore Stampfer “Born Old” und das brutale “Rat Domain” leiten das große Finale ein. Und damit die Weisheit, verifiziert zwischen Tür und Angel, dass das Beste zum Schluss kommt: “Maritime”, ein galoppierender Superhit, der Post-Hardcore, Alternative Rock und mehr Melodien auftischt als Großmutter zum Mittagessen, wenn sie es mal wieder ganz gut mit den Liebsten am Sonntag meint. Schicht auf Schicht, immer mehr und weiter, immer fantastischer, wie eine anschwellende Blessur. Nach nur sechs Minuten schreit jemand: Echt jetzt? Was soll das mit dem lahmen Fadeout? Macht gefälligst bis mindestens November damit weiter! Bezaubernd.
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Smile Less
VÖ: 14.05.2021