Thus Love
All Pleasure
Text: Sebastian Stöwer | Erschienen in: VISIONS Nr. 380
Und wie Thus Love das gelingt! Zwischen breitbeinigem Rock’n’Roll und rifflastigem Indierock sticht immer wieder Mars’ erhabener Gesang heraus. Klingt selbstsicher, aber ist es das auch? Zumindest textlich lässt Mars allerlei Unsicherheiten durchblicken, die womöglich der Transidentität mehrerer Bandmitglieder entspringen.
Einen Moment der Schwäche erlaubt sich Mars mit der Ballade “Face To Face”, die sich mit jedem Durchgang mehr zum Höhepunkt mausert. Deutlich angriffslustiger ist das bassgetriebene “Lost in Translation”, das – trotz neuer Bassistin – noch am meisten an die Post-Punk-Wurzeln der jungen, betont queeren Band erinnert. Für den Spannungsbogen von hauchend zu schreiend haben Cloud Nothings (“No Future/No Past”) einst die Blaupause geschrieben.
Nicht immer reicht das instrumentale Gerüst aus, um mitzureißen, gerade zum Schluss geht Thus Love ein wenig die Puste aus. Dann ist es an Mars, mit einer gesunden Prise Theatralik einen soliden Song zu einem guten zu machen und dem Albumtitel gerecht zu werden. „Everybody’s obsessed with newness/ Like some kind of curse/ I admit me included“, singt Mars in “Lost In Translation”. Wer unschuldig ist, der werfe das erste VISIONS-Heft. Aber wenn Neuerscheinungen klingen wie “All Pleasure”, darf das kein Vorwurf sein.
Das steckt drin: Arctic Monkeys, Louis XIV, Spinnerette