Tides From Nebula
Earthshine
Text: Oliver Uschmann
Ja, das klingt etwas süffisant. Aber das zweite Album dieser polnischen Formation (in Polen darf man Bands noch Formation nennen) treibt einen in den Zwiespalt zwischen persönlichen Vorlieben und den mäkeligen Verpflichtungen des Kritiker-Daseins. Der Fan des Genres Postrock, das mittlerweile genauso berechenbar ist wie AC/DC-Platten, genießt das gekonnte Wechselspiel zwischen ätherisch mäandernden Momenten und druckvollen, souverän gezockten Rockverwirbelungen. Der zur Einordnung gezwungene Kritiker darf nicht verschweigen, dass man beim Wiederhören ein Jahr später mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erkennen würde, wer da spielt. Die Tatsache, dass mit Zbigniew Preisner ein renommierter Komponist für Film und Theater produzierte und die Band auch musikalisch beriet, hat der Atmosphäre sicher genutzt, nicht aber der Originalität. Je nach Moment würde man so auf Mogwai oder Maserati tippen, auf Long Distance Calling oder Explosions In The Sky. Niemals allerdings würde man Kratzbürsten wie This Will Destroy oder Shrinebuilder dahinter vermuten, denn sowohl der warme, sauber produzierte Klang als auch die sportliche Spielweise rücken Tides From Nebula konzeptuell eher in die Nähe verlangsamter Progrocker. Sie wollen spielen, Atmosphäre schaffen, mitreißen – wehtun wollen sie nicht. Porcupine Tree in Postrock würde der Fan sagen. Der Kritiker könnte, wäre er ein ganz fieser Möpp, lästern, dass die minutenlangen Ambientplätschereien auch in Planetarien oder Geschäften für Salzkristalllampen als Hintergrund laufen könnten. Aber im Grunde will man mit dem Nörgler nichts zu tun haben.
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