Dabei war der Chef der Charlatans lange Zeit gar nicht als bunter Hund aufgefallen, in der Band spielte er die Rolle des süßen Sängers, der mit leicht nasaler Stimme Britpop-Hits wie “The Only One I Know” oder “One To Another” sang. Das Image änderte sich Anfang der 10er Jahre: Je seltener The Charlatans Platten veröffentlichten, desto exaltierter gestaltete Tim Burgess seine Solokarriere. Seine Haare färbte er Wasserstoffblond, ein eigenes Label förderte abseitige Künstler:innen, Kooperationen mit Kurt Wagner von Lambchop oder dem Avantgarde-Trompeter Peter Gordon bewiesen Offenheit. Als dann Covid über die Welt hereinbrach, erfand Burgess das Format der “Twitter-Partys”: Eine Community startet auf Kommando ein Album, die jeweiligen Künstler kommentieren via Twitter ihr eigenes Werk. Und nun das: “Typical Music”, ein Soloalbum mit nicht weniger als 22 Stücken. Das ist viel zu viel Musik, was Burgess selbst am besten weiß. Sein Ansatz ist es, eine Songsammlung zu präsentieren, aus der man sich nach Lust und Laune bedient. Die Idee erinnert an die ellenlangen Alben der Magnetic Fields; was die Freiheit der Musik betrifft, orientiert sich Burgess an den Sparks, die Pop als Möglichkeit verstehen, alles tun zu dürfen, solange die Melodie funktioniert. Nicht alle 22 Songs sind Hits, viele aber schon, allen voran das Titelstück zwischen Pulp und Western-Soundtrack.
weitere Platten
I Love The New Sky
VÖ: 22.05.2020
As I Was Now
VÖ: 29.06.2018
Same Language, Different Worlds (mit Peter Gordon)
VÖ: 09.09.2016
Oh No I Love You
VÖ: 12.10.2012
I Believe
VÖ: 15.09.2003