Tindersticks
Soft Tissue

Was haben die Tindersticks nach über 30 Jahren Bandgeschichte noch Neues zu geben? Diese Frage darf man nach gut drei Dutzend Veröffentlichungen unterschiedlicher Couleur getrost stellen. Der Band um Stuart Staples stellt sie sich offenbar nicht, zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt ihrer Karriere. Das zeigen nicht nur ihre Statements im Vorfeld der Veröffentlichung von “Soft Tissue”, sondern auch das Album selbst.

Denn auch wenn die prägenden, sinnlich getragenen Insignien im Songwriting der Schotten nach wie vor vorhanden sind, gibt sich die Band in ihren Arrangements deutlich entschlackt und beinahe federnd leicht. Besonders die zweite Hälfte des acht Songs umfassenden Albums ist auf wenige Elemente reduziert, die so deutlich mehr Raum als üblich erhalten. Auf “Turned My Back” führt diese Ambition sogar zu einer alleinstehenden Drumcomputer-Spur und einem matt erhellenden Funk-Vibe.

Fans der klassischen Tindersticks-Alben dürfte die karge Ausstattung dieser Songs ernüchtern oder gar langweilen. Tatsächlich aber entwickelt die Kraft der Reduktion auch in diesem Fall Reize, die man so von den Tindersticks noch nicht kannte. Man kann sagen, dass sich die Band noch nie so nah an klassischen Pop-Schemata bewegt hat. Das Beste daran: Auch in diesem verdächtig gefälligen Setting erhält sie ihre würdevolle Aura zu 100 Prozent.

Das steckt drin: Nick Cave & The Bad Seeds, PJ Harvey, Pulp