Tindersticks
Waiting For The Moon
Text: Mark Lederer
Das Leid auf Schultern zu tragen, ermüdet. So läuteten die Tindersticks 1997 mit “Donkeys” den Wendepunkt ein und ordneten ihren Kosmos neu, um nicht einzuknicken. Die hellere Phase “Simple Pleasure” ging über in die Dämmerung von “Can Our Love…”. Mit “Waiting For The Moon” ist das Sextett nun fast wieder im alten Element. Der stehen gebliebene Karren intensiver Melancholie rollt zurück an Bord, und das Kippeln am Abgrund des Wahnsinns ist wieder entdeckt. Der Siebenminüter “My Oblivion” ist Full-Contact-Tindersticks, so wie der Großteil der zehn Stücke an das Material der ersten drei Alben erinnert. Abgeseilt in purpursamtene Herzblutseen, umweht von orchestralem Streicherwind und begleitet von Heroinnen-Chören, durchleidet Stuart Staples bittere Reue. “Say Goodbye To The City” fängt die verloren gegangene Dramatik von Songs wie “Jism”, “Tyed” und “Don’t Look Down” ein, bietet taumelnde Timbres und schwellender Instrumentenfülle. Im R.E.M.-monströsen Gitarrenknurren “4.48 Psychosis” zügeln die Tindersticks ihre losgelassene Wut bis zum Ausbruch des kontrollierten Chaos. Mit einem Arm in der Zwangsjacke starrt Staples im Titelsong in die Sterne und Dickon Hinchcliffe streicht dazu die silbernen Saiten seiner E-Geige. Allein “Sometimes It Hurts”, das Duett mit der franko-kanadischen Sängerin Lhasa De Sala, ist zu beschwingt und verwässert das Gesamtbild etwas. Der erwartete Vollmond aber blickt schon über den wolkenlosen Horizont.
weitere Platten
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No Treasure But Hope
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VÖ: 06.09.1999
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VÖ: 09.06.1997