Überhaupt: Israel. Egal, wo man liest, um etwas über das Quartett Tiny Fingers zu erfahren, ihr Herkunftsland drängt sich meist ganz zu Anfang auf. Als sei diese in einer globalisierten Welt eher gewöhnliche Tatsache irgendein Gütekriterium. Genau das ist es nämlich nicht. Seit 2011 veröffentlichen Tiny Fingers im Jahrestakt Alben, dessen Sound sich vom anfänglichen Elektro-Instrumentalrock mit Gesang bis zum instrumentalen, psychedelischen und elektronischen Krautrock-Unterwassertrip von “The Fall” gewandelt hat. Die neun neuen Songs fließen in rund 47 Minuten nur so an einem vorbei, und das ist nicht positiv gemeint. Während der Opener und Titeltrack immerhin noch mit seinen Synthesizern auffällt, die auch den nächsten Deichkind-Hit einleiten könnten, schweben die folgenden Songs “Eyes Of Gold” und “Traveller Soul” in etwas mehr als fünf Minuten vor sich hin und vorüber. Ersterer mit TripHop-Beat und nicht vorhandener Dynamik, der andere mit einer Art Antiklimax im Aufbau. Wenn man dazu ein Bild bemühen möchte, dann vielleicht dieses: Tumbleweed. “Deuteronomy” spielt mit zwei Melodien fast zwei Minuten lang Bäumchen-wechsel-dich, bis sich endlich eine schneidende Gitarre auftut. “The Other” klingt so unheimlich und trashig wie ein 80er-Horror-Streifen, in dem ein übergroßer Oktopus hinter dem nächsten Felsvorsprung wartet. Apropos Vorsprung: den holen Tiny Fingers im Rennen mit anderen Bands nicht mehr ein.
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Vayu (Split mit Ef)
VÖ: 23.09.2016