Tiny Voices
Erosion
Text: Julian Kehr | Erschienen in: VISIONS Nr. 361
Die ersten Töne des Debütalbums der aus dem französischen Angers stammenden Tiny Voices kann man nicht anders als inbrünstig beschreiben: Dem Gesang gehört in “Hopes And Downs” zunächst hauptsächlich die Bühne, aber – und so viel Ehrlichkeit muss sein – da hat man schon Stabileres gehört. Andererseits haben Genrekollegen wie NoFX ihren Erfolg auch nicht auf Schöngeist aufgebaut. Der Gesang fühlt sich in den mal rotzigen, mal pathetischen Punkchören, die auf dieses Intro folgen, viel wohler, denn darum geht es gerade: Die Hoffnung ist verloren, die Komfortzone gesperrt, aber die Realität geht deswegen ja trotzdem nicht weg.
Also stürzen sich Tiny Voices (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen US-Emo-/Punk-Band oder dem Album von Songwriter Joe Henry) kopfüber ins Leben und klingen in “It’s Been A While Introspection!” nach den Donots und der Art von Punkrock, die auf Konzerten Arm in Arm mitgesungen wird. Die Single “The Ridge Gets Thinner” strebt vorwärts, mehr Richtung Hardcore-Punk, ohne auch nur einen Blick zurück oder nach unten zu riskieren. “That Couldn’t Be Less Funny” überrascht positiv mit einer Klargesangeinlage, die man zwischen galoppierendem Schlagzeug und Power-Chords so nicht hat kommen sehen, und mit “Faults, Faults, Faults” heben sich Tiny Voices den potenziellen Ohrwurm für den Schluss auf und schaffen so ein solides Finale.
Das steckt drin: Donots, Fucked Up, NoFX