Es wurde Zeit, denn mit ihrem Best-Of-Album irrlichterten Snow Patrol nur noch umher, unschlüssig, ob man noch ein Indieband oder schon der totale Mainstream ist. Einen schlimmen Techno-Rock-Track aufzunehmen oder sich steif durch das Beyoncé-Meisterstück Crazy In Love zu rocken, brachte sie der Antwort nicht näher. Doch dann nahm Lightbody das Heft in Hand. Kompliment dafür, andere nehmen in einer solchen Situation Drogen. Der Nordire erinnerte sich an ein paar Lieder, die er in Gedanken an die USA geschrieben hatte. Songs über amerikanische Themen wie die Flucht vor sich selber auf langen Straßen. Snow-Patrol-Produzent Garret Lee hatte die Idee, in Portland eine Schar Musiker zu versammeln. Es gab drei Auswahlkriterien: gut mussten sie sein, halbwegs bekannt und sympathisch. Klar, dass die Wahl auf Peter Buck von R.E.M. fiel, dessen Vielseitigkeit an den Saiteninstrumenten viele der ruhigeren Lieder prägt. Als Songwriter springt Lightbody jedoch nicht über seinen Schatten. Er bleibt seinen simplen Strukturen treu, ein Song wie Get On The Road leidet darunter, dass im Laufe der fast fünf Minuten – trotz der Backingvocals von Zooey Deschanel – einfach nichts passiert. Man droht schon sehr früh das Interesse an Tired Pony zu verlieren, da legt das Album doch noch zu. Held In The Arms Of kommt der von Lightbody erhofften Hommage an Helden des US-Undergrounds am nächsten, das von Tom Smith von den Editors gesungene The Good Book ist schon deshalb zu loben, weil man dessen Stimme hier endlich mal wieder ohne penetrante Synthesizer-Untermalung hören kann.
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Tired Pony
VÖ: 23.07.2010