Hier geht es sicher um mehr als nur um einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit und ihren jugendlich-authentischen Statements. Dafür hätte man schließlich auch nicht in einem anderthalbjährigen Gewaltakt den eigenen musikalischen Status Quo aus- und überarbeiten müssen. Vielfältig und reich an Details sind die Songs, die Palette an Sounds hat sich mindestens verdoppelt, und doch ist das alles angenehm dezent auf Platte gebracht. Die einst so direkte Sprache ist einem metaphorischen Ansatz gewichen, der manchmal durchaus den Begriff `Poesie` rechtfertigt. “Dort wo die Linien sich verwirren/ Möchte ich dich berühren/ Du weißt um was es geht/ Alles wird in Flammen stehen” heißt es in “Alles wird in Flammen stehen”, einem dieser rätselhaft-entrückten Lieder, die sich einem direkten Zugriff erst mal verweigern. Auch für das toll dramatisch arrangierte “Führe mich sanft” oder “Das böse Buch”, das eine ganz neue Dimension des tocotronischen Songwritings aufzeigt, gilt: Verstehen wollen ist hier der falsche Ansatz. Zugegeben, “Tocotronic” steckt voller Kunstgriffe, die es dem Hörer nicht leicht machen, oft ist es aber auch einfach nur die Aura des Ungewohnten, die einem anfangs im Weg steht: Wer will, kann sie neu entdecken – am griffigsten vielleicht mit “Hi Freaks”, einer großartigen Nummer, die in ihrer einfachen Beschwingtheit zeigt, dass das alles gar nicht so schwierig ist.
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