Es muss der vierköpfigen Band aus Ontario inzwischen aufgegangen sein, dass geradliniger Rock besser bezahlt wird als hakenschlagende Nimm-mit-was-du-kannst-Musik – wenn man unter guter Bezahlung denn so was versteht wie Auftritte bei Letterman, Ferguson oder in Desperate Housewives. Tokyo Police Club jedenfalls begegnen ihrer Präsenz im nordameri-kanischen Abendfernsehen inzwischen mit etwas weniger Misstrauen und führen ihre – wie Bandchef Dave Monks es nennt – few minutes of fame unmittelbar zurück auf die griffigeren Momente ihres einigermaßen erfolgreichen Debüts Elephant Shell von 2008. Songs wie In A Cave und Tessellate wurden zunächst in Kanada, später auch im einzigen Nachbarland Kanadas zu telegenen Hits. Darauf lässt sich aufbauen. Die lange Tour, die sich nun an die Veröffentlichung von Champ anschließt, soll dazu beitragen, dass Tokyo Police Club mit ihrer Zweiten einen entscheidenden Schritt in Richtung Weltherrschaft machen. Die Ironie ist nur: Gerade dort, wo die Band ihren an sich trotzigen Sound um einige Widerhaken beschliffen hat, wo sie stärker denn je rockt, klingt sie plötzlich unvermutet austauschbar. Siehe Gone, siehe Big Difference. Am Ende muss man froh sein, dass Tokyo Police Club nicht ganz aus ihrer Haut konnten und die Songs auf Champ in der Mehrheit sind, in denen die Band sich ihre Verspieltheit und Querdenkerei bewahrt hat. Siehe Favourite Colour, siehe Frankenstein, siehe Wait Up. Aber spätestens hiernach werden sie sich für einen Weg ent-scheiden müssen.