Tom Hingley & The Lovers
Abba Is The Enemy
Text: André Boße
Tom Hingley stand im Zeitalter von Madchester den Inspiral Carpets vor, die seinerzeit
nicht ganz so gut wie die Stone Roses und um einiges hässlicher als die Charlatans
waren. Daher bleibt ihnen nur Platz drei in der ewigen Rave-Bestenliste. Zuletzt
standen die Wetten gut für ein Revival der betagten Truppe, es gab sogar einen neuen
Song auf der Best-Of. Irgendwas scheint den Elan aber gebremst zu haben, denn jetzt
tritt Sänger Tom Hingley alleine in deutschen Clubs auf und präsentiert das Debüt
seiner neuen Band The Lovers. Dort bedient eine von (geschätzten) zehn
Ex-Rhythmusgruppen von The Fall Bass und Schlagzeug, und die simple Etikette “Rave-Pop
trifft Garagen-Postpunk” ist so falsch nicht. Jeder Verdacht auf Altersmüdigkeit
verfliegt, wenn “Online Pharmacy” und das fantastische “Yeah” lospoltern. Auch
poppigere Sachen wie “Tattyfalarious”, die auf frühen Carpets-Platten gut aufgehoben
gewesen wären, funktionieren. Jedoch: Die Befürchtung, dass es am Ende schlechter wird,
trifft zu. Hingleys Klagelied über nachlassende Körperfunktionen (“I Feel Old”) ist
letztlich genauso überflüssig wie im Gegenzug aufkommende Synthetik-Klänge und
Gefühlsduseleien über die weibliche Jugend (“The Perfect Body”). Das braucht man nicht
– und skippt lieber zurück in die ersten 20 Minuten.