Der neue Streich von Mike Patton, der nun auch bei Tomahawk den Sänger gibt. Und sein Image als unberechenbaren Weirdo weiter vorantreibt. Und auch wenn Patton hier wirklich ausschließlich seine Stimme hergibt – die Songs leben durch diese Geräusche und typischen Melodien, die man auf der Stelle erkennt und die mal wieder klarmachen, wer der perfekteste (Rock-)Sänger der Welt ist. Musikalisch hat man es hier mit einem Team zu tun, das kaum hochkarätiger besetzt sein könnte: Songwriter und Gitarrist Duane Denison (ex Jesus Lizard) hat sich den ehemaligen Helmet-Schlagzeuger John Stanier und Melvins- und Cows-Bassist Kevin Rutmanis als Rhythmusmaschine gesichert und tobt sich mit typischen Eruptionen aus, die Tomahawk so unliebsam machen, dass eine andere Heimat als Ipecac kaum Sinn machen würde. Das ist zwar gnadenlos, und in Verbindung mit Pattons Gesangsakrobatik gnadenlos gut, nur hätte ich etwas mehr Entwicklung gut gefunden. Tomahawk ist nun mal die neue Band des ehemaligen Jesus Lizard-Hauptsongwriters, und das hört man in jeder Sekunde. Schade, denn diese Art Noise-Rock ist zwar immer noch wichtig und sollte viel mehr Leuten den Tag vermiesen, aber irgendwie hatte ich mehr erwartet. Trotzdem ist “Tomahawk” eine gute Platte mit einigen großartigen Momenten, die allerdings hauptsächlich Patton zu verdanken sind. Fans aller beteiligten Musiker werden hier ohnehin zugreifen, und falsch machen kann man damit auch nichts.
Christian Kruse 9
Böse Zungen haben bereits geflüstert, Tomahawks Debüt klänge wie eine B-Seiten-Sammlung von Faith No More. Okay, das stimmt nicht ganz. Und dass dieses Projekt im Vergleich zu Fantomas und auch Mr. Bungle mal wieder eher konventionelle Songs im Programm hat, dürfte viele Patton-Fans ziemlich freuen. Er liefert auch wie gewohnt eine äußerst variable Gesangsleistung ab, die manchmal tatsächlich melodische, Faith No More-artige Passagen beeinhaltet. Doch letztendlich reicht das nicht aus, um das große Defizit von Tomahawks Debüt zu übertünchen: Diese Band braucht einen besseren Songwriter als Duane Denison. So sehr ich dessen Ex-Band Jesus Lizard eigentlich mochte: Sie wurden hinterher uninteressant, weil sie über einen gewissen Standard eben nie hinaus kamen. Auch hier findet man öfter ähnliche Songmuster, die zudem auch noch alle den gleichen atmosphärischen Überzug aufweisen: klaustrophobisch bis spukig. Wie Kollege Kruse schon sagt: Irgendwie hatte man mehr erwartet. Viel mehr sogar.
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